Alltagsintegrierte Sprachförderung ist ein von Logopäden entwickeltes Konzept. Dieses wird in die tägliche Arbeit von Erziehern im Kindergarten bzw. in der KiTa und in der Vorschule eingebunden. Mit dem eigentlichen Schulbeginn ist die Sprachentwicklung aber jedoch längst nicht beendet.
Auch jeder Lehrer kann die Grundregeln der Alltagsintegrierten Sprachförderung im Unterricht nutzen. Da Anschauungsmaterialien eine große Rolle bei der Alltagsintegrierten Sprachförderung spielen, wird auch der 3D-Drucker dabei immer wichtiger.
Die Alltagsintegrierte Sprachförderung zur Bildung eines großen Wortschatzes
Bereits im Kindergarten unterstützen Erzieher die Eltern dabei, ein Kind möglichst früh in seiner Sprachentwicklung zu fördern. Denn nicht alle Kinder haben von daheim aus die gleichen Chancen, die deutsche Sprache korrekt und mit einem sich stetig vergrößernden Wortschatz zu erlernen. Aber logopädische und pädagogische Konzepte zur Alltagsintegrierten Sprachförderung eignen sich nicht nur zum Erlernen eines möglichst großen Wortschatzes in der deutschen Sprache. Sie gehen auch ganz gezielt auf Kinder ein, die im Elternhaus nicht Deutsch sprechen.
Erfahren Sie mehr über die Alltagsintegrierte Sprachförderung in diesem Video:
In Deutschland hat in etwa jedes zehnte Kind sprachliche Defizite
Insgesamt gesehen hat in Deutschland im Schnitt jedes zehnte Kind sprachliche Defizite aufzuweisen. Für diese sprachlichen Defizite gibt es ganz verschiedene Gründe. So sind einerseits oft Kinder mit einem Migrationshintergrund davon betroffen. Andererseits können auch Entwicklungsverzögerungen und weitere Gründe hinter sprachlichen Defiziten stecken. Auch das Sprechen von Dialekt im Elternhaus kann zum Beispiel ein solcher Grund sein.
Viel und auf die richtige Art und Weise mit Kindern kommunizieren
Es ist wichtig, viel mit Kindern zu kommunizieren und es ist auch wichtig, dies auf die richtige Art und Weise zu tun. So setzt die Alltagsintegrierte Sprachförderung nicht auf belehrende Verbesserungen oder auf Kritik jeglicher Art.

Wir sollten Kinder einfach dadurch fördern, dass wir ein von ihnen falsch ausgesprochenes Wort richtig wiederholen.
Wichtige sprachliche Grundlagen in den ersten Lebensjahren
Zwar werden wichtige sprachliche Grundlagen bereits in den ersten Lebensjahren vermittelt. Aber auch in der Schule ist die zielgerichtete Sprachentwicklung und Förderung ein hilfreiches Instrument für alle Kinder. Wie Eltern, Erzieher und auch wir Lehrer mit Kindern sprechen sollten, das wird in diesem Video hier sehr anschaulich beschrieben 👍
Mich würde interessieren, wie ihr Kollegen mit diesem Thema umgeht. Beschäftigt ihr euch explizit damit? Reflektiert ihr bewusst und passt ihr euren sprachlichen Umgang mit Schülern von Zeit zu Zeit an? Schreibt mir gerne eure Meinung dazu 😎
7 Regeln für die Alltagsintegrierte Sprachförderung
1. Regel: Das Kind ist ein gleichwertiger Kommunikationspartner
Die für mich allererste und vielleicht auch wichtigste Regel in Bezug auf die Alltagsintegrierte Sprachförderung hat viel mit Respekt und mit Achtung zu tun. Das Kind sollte immer als gleichwertiger Kommunikationspartner angesehen und so behandelt werden. Dazu begeben wir uns auf die Augenhöhe des Kindes. Wer sich einmal ganz klein macht und versucht, die Welt aus der Perspektive eines Kindes zu sehen, der versteht sofort, warum dies für mich eine goldene Regel ist.

2. Regel: Der Entwicklung entsprechende Kommunikation ist wichtig
Dass unsere Schulkinder sich in der gleichen Klassenstufe und sogar im gleichen Alter befinden bedeutet nicht, dass sie sprachlich auf der gleichen Ebene angesiedelt sind. So können große Unterschiede in der sprachlichen Entwicklung bestehen. Daneben können wir uns mit einem sechs Jahre alten Schüler natürlich nicht auf die gleiche Art unterhalten wie mit einem Zehnjährigen.

Kinder besitzen ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und jeder Schüler hat Anspruch auf Förderung im Rahmen des Unterrichts. Alltagsintegrierte Sprachförderung in der Schule bindet alle Kinder mit ein und lässt sie von der gemeinsamen Arbeit profitieren.
3. Regel: Vormachen ist besser als ständiges Verbessern und stures Lernen
Natürlich müssen Lehrpläne eingehalten werden, aber wir Lehrer haben zum Glück einen gewissen Spielraum, wie wir unseren Schülern etwas beibringen können. Ständiges Verbessern und auf Fehler hinweisen ist der falsche Weg, um Kindern Alltagsintegrierte Sprachförderung angedeihen zu lassen. Permanentes Hinweisen auf Fehler und belehrendes Verbessern entmutigt Kinder und sie verlieren die Lust am Lernen und an schulischer Kommunikation. Es hat sich daher für mich bewährt, meinen Schülern lieber ein gutes Vorbild zu sein und ihnen zu demonstrieren, wie man sich besser ausdrücken kann.
4. Regel: Alltagsintegrierte Sprachförderung setzt auf viele Hilfsmittel
Es gibt eine ganze Reihe von Hilfsmitteln, auf welche die Alltagsintegrierte Sprachförderung setzt. Dazu gehören, neben der eigentlichen Kommunikation, auch Tools wie gemeinsames Singen, das Betrachten von Bildern und Filmen, sowie das Reimen. Hier können wir Lehrer genau dort weitermachen, wo Erzieher in den Kindergärten und der Vorschule aufgehört haben. Ersten sind diese Werkzeuge zur Sprachförderung den Kindern bereits vertraut und zweitens sind sie sehr probate Mittel, um spielerisch an den sprachlichen Fähigkeiten von Kindern zu feilen 🎈🎪👑
5. Regel: Wir erklären Kindern, was wir tun
Wenn Mütter oder Väter zuhause einen Kuchen backen, etwas basteln oder das Haus putzen, dann sind ihre kleinen Kinder oft mit Begeisterung dabei. Sie sind sehr wissbegierig und verfolgen aufmerksam jeden einzelnen Arbeitsschritt der Erwachsenen. Die Eltern sind während dieser Tätigkeiten auch nicht still, sondern sie erklären ihren Kindern, was sie da gerade tun.

Dies geschieht instinktiv und sie tun damit genau das Richtige. Erzieher setzen auf genau dieselben kommunikativen Mittel. In der Schule können wir diese Methode weiterhin anwenden. Wir erklären Kindern, was wir gerade tun und wir erweitern damit ihren Wortschatz und wir fördern ihre kommunikativen Fähigkeiten.
6. Alltagsintegrierte Sprachförderung bei Kindern mit Migrationshintergrund
Bei Kindern mit Migrationshintergrund ist die Alltagsintegrierte Sprachförderung in der Regel noch wichtiger als bei Kindern aus einem deutschen Elternhaus. Manche Kinder lernen die zweite Sprache, also die deutsche, sehr schnell und sie sind auch sehr kommunikativ. Andere wiederum weisen sprachliche Defizite auf und darüber sollte mit den Eltern auf jeden Fall gesprochen werden.
Auch diese Eltern sollten ihren Kindern erklären, wie eine Bastelarbeit geht oder wie man einen Kuchen backt. Das können sie aber sehr gerne in ihrer Muttersprache tun, denn jegliche Kommunikation fördert ja die Entwicklung von Kindern. Die Hauptsache ist eben, dass die Kinder in ihrer sprachlichen Entwicklung von Anfang an gefördert werden. Dann lernen sie auch die deutsche Sprache umso schneller. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, Eltern immer wieder gezielt darauf anzusprechen.
7. Sprachförderung im Alltag durch das Stellen von Fragen
Wie können wir Kinder denn noch in der Entwicklung ihrer sprachlichen Fähigkeiten unterstützen? Ganz einfach, nämlich indem wir ihnen Fragen stellen. Durch das Fragen regen wir Kinder nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Sprechen an. Auch hierbei achte ich darauf, mich physisch und kommunikativ auf dieselbe Augenhöhe begeben.

Fünf Tipps zur Alltagsintegrierten Sprachförderung
Für alle Lehrer und Eltern wird es hilfreich sein, sie zu lesen!
1. Tipp: Den Schülern die richtigen Fragen stellen
Es ist bei der Sprachförderung im Schulalltag enorm wichtig, Schülern immer die richtigen Fragen zu stellen. Ich mache mir beispielsweise die Mühe, mein eigenes, sprachliches Verhalten abends zu reflektieren und zu analysieren. Demonstrierte Überlegenheit in der Fragestellung ist nicht dazu geeignet, Schüler dazu zu bringen, unbewusst und vermeintlich nebenbei ihre sprachliche Gewandtheit und ihren Wortschatz zu verbessern. Eine klare, offene Fragestellung, ohne Antworten vorwegzunehmen, ist sehr wichtig.
Ich falle Kindern auch niemals ins Wort, denn das erwarte ich von ihnen auch. Bekomme ich eine Antwort, so nutze ich die Gelegenheit, darauf einzugehen und weitere, detaillierte Fragen zu stellen. Das zeigt den Schülern nicht nur, dass ich sie ernst nehme, sondern ich kann ihnen ganz spielerisch dabei helfen, ihren Wortschatz zu erweitern. Auch der sprachliche Ausdruck davon enorm davon.
2. Tipp: Nicht verbessern, nur wiederholen
Ganz wichtig ist es auch, dass wir die Kinder nicht stur verbessern, wenn sie einen grammatikalischen Fehler oder einen Ausdrucksfehler gemacht haben. Die Devise lautet: Nicht verbessern, sondern korrekt wiederholen. Das ist von enormer Bedeutung, um die Schüler nicht zu entmutigen und auch, um sie in der Klassengemeinschaft nicht bloßzustellen.
Kinder sind sehr lern- und aufnahmefähig. Es besteht kein Grund, sie in die Defensive zu treiben, indem stures Verbessern und Belehren angewandt wird. Diese dunklen Zeiten der Pädagogik sind zum Glück vorbei. Respekt vor dem Lehrer unbedingt ja, aber bei gleichzeitiger Vertrauensbildung.
3. Tipp: Wiederholungen sind der Schlüssel zum Erfolg
Ständige Wiederholungen sind tatsächlich der Schlüssel zum Erfolg des Sprechenlernens im Alltag. Das ist nicht nur bei Kleinkindern, Kindergartenkindern und Schülern so, sondern auch bei uns Erwachsenen. Übung macht den Meister und diese Regel lässt sich auf das gesamte Alltagsleben anwenden.
Ständiges Wiederholen bedeutet in der Schule allerdings nicht, Kinder zu unsinnigen, langweiligen Wiederholungen zu bringen und zu zwingen. Es ist die spielerische Leichtigkeit, mit der Kinder ihren sprachlichen Ausdruck verbessern und ihren Wortschatz erweitern.
4. Tipp: Alltagsintegrierte Sprachförderung indem man im Gespräch bleibt
Es gibt so viele Themen, mit denen die Sprachfähigkeiten eines Kindes gefördert werden können. Wichtig ist dabei, dass diese Themen praktischer, anschaulicher Natur sind. Die neuen Medien bieten dafür eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Moderne Arbeitsmaterialien, die pädagogisch wertvoll sind, erleichtern die Kommunikation und die Sprachförderung erheblich.
Schüler sprechen gerne über das, was sie auch sehen und fühlen können. Durch die geschickte Kombination von anschaulichem Lehrmaterial und intensiver Fragestellung werden alle Schüler von dieser Art des Unterrichts profitieren. Von der ersten, allgemeinen Frage gehe ich immer mehr ins Detail des Unterrichtsgegenstands oder Themas. Dabei halte ich den Kindern niemals monotone Vorträge, sondern ich binde sie durch aktive Fragestellung mit ein.
5. Tipp: Sprachförderung und spielen
Spielen bedeutet auch immer etwas zu lernen. Ob es nun um sprachliche Entwicklung oder um die Erweiterung des Allgemeinwissens geht, spielerisch lernt es sich einfach leichter. Kinder lernen spielend nicht nur die Welt kennen. Sie lernen auch, wie man richtig kommuniziert. Welchen Ton man beim Sprechen anschlägt und wie man sich sozial richtig verhält. Dem Spielen und dem Schlüpfen in verschiedene Rollen kommt eine fundamentale Bedeutung zu.
Auch Sprache lässt sich spielerisch sehr gut vermitteln. Denn der Spieltrieb lässt Kinder einerseits vergessen, dass sie eigentlich etwas lernen. Andererseits zeigt ihnen das Schlüpfen in verschiedene Rollen auch den Weg in Empathie und in soziales Verhalten auf. Ganz nebenbei können im Spiel die kommunikativen Fähigkeiten der Kinder traimiert und erweitert werden. Der Spieltrieb ist eins der wichtigsten pädagogischen Instrumente zur Förderung sprachlicher Fähigkeiten und sozialer Kompetenz 🛴👑🪁
Ein interessanter Beitrag zum Thema Sprachförderung
Als ich diesen Artikel schrieb, habe ich einen interessanten Artikel zum Thema aus der Sicht der Erzieher gelesen. Er geht intensiv auf die Themen Sprachförderung und Sprachentwicklung ein, übt aber auch Kritik an der vermeintlich inflationären Verwendung des Ausdrucks „Sprachförderung“.
Ihr könnt mir gerne schreiben, was ihr von diesem Artikel haltet 😉
Weißt du schon alles oder suchst du noch nach Inspiration für zusätzliches Equipment? In diesem Artikel lernst du alles Wichtige über iPads und in diesem Artikel gibt es die passenden Kopfhörer dazu.
Gibt es eigentlich Alternativen zur Alltagsintegrierten Sprachförderung?
Die in der heutigen Zeit angewandten Methoden zur Alltagsintegrierten Sprachförderung sind eigentlich alternativlos. Vielleicht sollten wir lieber von additiven Maßnahmen sprechen, wenn es um weitere Wege der Kommunikation geht. Sollten Kinder in die KiTa oder in die Schule kommen und noch gar kein Deutsch sprechen, dann sind erst einmal Mimik und Gestik gefragt. Kinder fassen dadurch Vertrauen und sie werden sehr schnell die ersten Worte und Sätze sprechen lernen. In der Schule allerdings sollten alle Kinder von der Alltagsintegrierten Sprachförderung profitieren können.
Sehr informativ!
Danke:)